Kognition im Basketball

Wie in anderen Spielsportarten, etwa Volleyball, Handball oder Fußball, hinterfragen wir die Wichtigkeit von Augenfunktionen und Kognition ebenso im Basketball. Exemplarisch lässt sich der Entscheidungsprozess und dessen Einflussgrößen anhand von Eins-gegen-Eins-Situationen und Finten darstellen. Sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung wird anhand von Spielsituationen ersichtlich, welche visuellen und kognitiven Fähigkeiten im Basketball Einfluss auf die sportliche Leistung nehmen.

Welchen Stellenwert hat Kognition im Basketball?

Deine Aufgabe ist es, in Abwehrsituationen Würfe auf den eigenen Korb zu verhindern. Du hast in Eins gegen Eins Situationen unter hohem Zeitdruck nur Bruchteile einer Sekunde Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. In solchen Spielsituationen reicht es oftmals nicht aus, ausschließlich auf die momentane Bewegungsausführung des Gegenübers zu reagieren.

Durch visuelle und kognitive Fähigkeiten nimmst du zusätzliche Informationen über geplante Handlungsabsichten deiner Konkurrenz auf und sollst Bewegungen und Spielzüge dadurch bestmöglich vorhersehen. Trotz der schnellen Richtungswechsel auf dem Spielfeld (Änderungen der Lauf- bzw. Passbewegung) ist es erforderlich, einen Überblick über die aktuelle Position deiner Gegen- und Mitspielerinnen und Mitspieler, sowie der Spielfeldbegrenzungen zu bewahren und zielführende Handlungen zu setzen.

Welche visuellen Anforderungen gibt es im Basketball?

Während die Sehschärfe für sportliche Tätigkeit nur die Grundvoraussetzung bildet, sind es die Augenfunktionen an sich, welche deine sportliche Leistungsfähigkeit beeinflussen. Als Basis ist entscheidend, ob du überhaupt erst bestimmte Dinge, wie etwa beim Zielwurf, fixieren kannst.

Sofern diese Basisfähigkeit ausgebildet ist, verfolgst du dynamische Dinge, wie etwa den Ball während dessen Flugbahn mittels Augenfolgebewegungen. Im Basketball findet dieser Vorgang in allen Ebenen statt, neben horizontalen und vertikalen Augenbewegungen ist auch eine diagonale Augenbeweglichkeit von Vorteil, ohne dies ausschließlich über Kopfbewegungen zu lösen.

Sobald Bewegungen oder Flugbahnen schneller erfolgen, lassen sie sich nicht mehr durch Augenfolgebewegungen erfassen. Es sind also Blicksprünge (Sakkaden) erforderlich, damit du kognitive und motorische Komponenten deiner Handlung umsetzen kannst. Damit du für deine Entscheidungsfindung relevante Informationen miteinbeziehen kannst, sollst du möglichst viel außerhalb deines zentralen Sehens wahrnehmen. Deine periphere Wahrnehmung ist entscheidend, um die Lösungsmöglichkeiten in deiner Umgebung zu erfassen.

Auch deine Augenmuskulatur ist gefragt, da du Dinge vergleichbar mit einer Kameralinse auf verschiedene Distanzen scharf stellen musst (Akkommodation). Beispielsweise ist das beim Wechsel von Nah (Ball) auf Fern (Korb) erforderlich.

Das wohl wichtigste visuelle Element im Basketball, wie auch in anderen Spielsportarten, ist das Tiefensehen. Erst durch eine bestmögliche Fusion der einzeln produzierten Bilder der Augen, entsteht dein räumliches Sehen. Dadurch kannst du Distanz und Geschwindigkeit einschätzen, was elementar für deine Antizipation und dein Timing ist.

Was haben Finten mit diesen Anforderungen zu tun?

Um sich im Basketball einen Vorteil zu verschaffen, wird oftmals versucht, Gegnerinnen und Gegner über eigene Handlungsabsichten zu täuschen. Finten dienen dazu, durch bestimmte Bewegungen fehlleitende Informationen weiterzugeben. Falsche Informationen sollen idealerweise zu falschen Reaktionen führen, beispielsweise zu Bewegungen in die entgegengesetzte Richtung. Wird auch nur falsch antizipiert, nimmt das die Möglichkeit einer effektiven Abwehr. Eine häufig angewandte Variante im Basketball stellt die Blickfinte dar. Es wird ein bestimmter Punkt in der Umgebung fixiert, der Ball jedoch wird in eine andere Richtung gespielt. Geht die Täuschung in dieser Form auf, ist eine Korrektur der Bewegung erforderlich, wodurch die nötige Reaktion nur verspätet erfolgen kann.

Wesentlich für den Erfolg einer Finte ist das Zusammenspiel von Passrichtung und Kopforientierung, da letztere nur schwer ignoriert werden kann. Nicht übereinstimmende (inkongruente) Informationen, wie Pass- und Blickrichtung in entgegengesetzte Richtungen, erschweren die Verarbeitung. Ergebnisse einer Studie (Skirde et. al, 2012) weisen darauf hin, dass körperliche Hinweisreize in den Entscheidungsprozess miteinbezogen werden. Die Effekte von Finten lassen sich durch die Interferenz von relevanten und irrelevanten Reizen erklären. Diese liegt dann vor, wenn sich widersprechende Informationen verarbeitet werden müssen. Die Inhibitionsfähigkeit verhilft dir dazu, automatische Reaktionen zu kontrollieren oder zu hemmen, um sich auf das Wesentliche für die eigene Handlung zu konzentrieren.

Fazit

Anhand des Beispiels einer Finte wird schnell ersichtlich, dass visuelle und kognitive Fähigkeiten im Basketball über den Erfolg deiner Handlung entscheiden. Im Angriff geht eine erfolgreiche Finte mit der Lenkung der Aufmerksamkeit, einer ausgeprägten Kapazität des Arbeitsgedächtnis, sowie einer optimierten peripheren Wahrnehmung einher.

Verteidigende hingegen lassen sich aufgrund einer guten Inhibitionsfähigkeit weniger leicht täuschen, verlieren kaum an Verarbeitungsgeschwindigkeit, können Handlungen dadurch antizipieren und benötigen daher weniger Zeit für ihre Reaktion.

Skirde, S., Kunde, W., & Weigelt, M. (2012). Kognitive Grundlagen von Finten im Sport. Dortmund: Technische Universität Dortmund.