Arbeitsgedächtnis

Informationen, welche bewusst verarbeitet werden, stehen stets in Verbindung mit dem Arbeitsgedächtnis. Dies betrifft im Sport jene limitierte Menge an Informationen, welche für die aktuelle Tätigkeit und das Entscheidungsverhalten von Bedeutung ist.

Was macht mein Arbeitsgedächtnis?

Dein Arbeitsgedächtnis ermöglicht es dir, zielgerichtete Informationen kurzfristig zu speichern und zu verarbeiten. Die Kapazität deines Arbeitsgedächtnis ist begrenzt. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, nur 7±2 Informationseinheiten ablegen zu können. Gespeicherte Elemente kannst du jedoch aktualisieren und verändern, dein Arbeitsgedächtnis ist somit ständig aktiv. Es ermöglicht dir, aufeinanderfolgende Informationen zu integrieren und bestehende Konzepte sowie im Langzeitgedächtnis verankerte Dinge zu assoziieren.

Wozu benötige ich mein Arbeitsgedächtnis im Sport?

Im Sport findet dieser Prozess statt, während du deine Aufmerksamkeit auf bestimmte Aktivitäten lenken musst. Diese beziehen sich oftmals auf die Inhalte des Arbeitsgedächtnis. Sportartunabhängig musst du Positionen, Laufrichtungen und Geschwindigkeiten erfassen. All dies solltest du im Arbeitsgedächtnis ablegen, um die Möglichkeit zu einer zielführenden Vororientierung zu erhalten. Dies liefert dir schlussendlich die maximale Anzahl an Lösungen, und damit die Grundlage für bestmögliche Entscheidungen.

Warum kann ich mir trotz begrenzter Kapazität mehr Dinge merken?

Wie auch im Alltag existieren im Sport Mechanismen, um deine limitierte Kapazität zu umgehen („Chunking“). Mit zunehmender Erfahrung gelingt es dir, einzelne Dinge als Informationseinheit zu bündeln um Spielsituationen als Ganzes abzuspeichern, abzurufen und für situationsangepasste taktische Entscheidungen zu verwenden. Ebenso bei motorischen Ausführungen benötigst du keine Schritt-für-Schritt Anleitung im Arbeitsgedächtnis, durch Konstellationen wird auch hier mehr Kapazität geschaffen. Konkret führt dieses Zusammenfassen von Informationseinheiten zu einem früheren Erkennen von Spielsituation und wirkt sich positiv auf deine Antizipation aus.

Wie kann ich mein Arbeitsgedächtnis trainieren?

Für dein Training eignen sich Aufgabenstellungen, bei denen du Informationen für gewisse Zeitspannen aufrechterhalten, abrufen und sportartspezifisch verarbeiten musst. Wichtig hierbei ist, dass du dies auch unter körperlicher Belastung machst.

Dein Arbeitsgedächtnis ist ein Schlüsselfaktor im Training, da weitere kognitive Anforderungen, die der Bereitstellung von Informationen dienen, wie etwa Aufmerksamkeit und Antizipation, ebenso in engem Zusammenhang mit deinem Arbeitsgedächtnis stehen.

Die Anforderungen an das Arbeitsgedächtnis lassen sich einfach in die Bereiche der Koordination, Technik und Athletik integrieren. Wenn du allein trainierst, kannst du verschiedensten Reizen mittels technischer Hilfsmittel (Laptop, Tablet, LED-Lichter) und Apps sportartspezifische Bewegungsaufgaben zuordnen.

Fordere dich selbst hinaus, indem du deine Verarbeitungsgeschwindigkeit bewusst verlängerst. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit beschreibt jene Zeitspanne, die nach Erhalt der Information, dem Verstehen bis hin zum Beginn der Antwort vergeht. Egal ob Reize visuell, auditiv oder in Form von Bewegungen präsentiert werden, die Verarbeitungsgeschwindigkeit bestimmt schlussendlich über die Effizienz deiner Handlung.

Du kannst dies im Training berücksichtigen, indem du beispielsweise nicht immer auf den jeweilig präsentierten Reiz reagierst. Versuche, dass sich deine motorische Aktion jeweils auf den vorangegangenen Reiz bezieht. Gelingt dir das, denke noch einen Schritt zurück und reagiere auf den vorletzten Reiz (2 Back Task).

Was sollst du als Trainerin oder Trainer in Hinblick auf das Arbeitsgedächtnis berücksichtigen?

Es ist bekannt, dass Trainerinnen und Trainer gut beraten sind, die Anzahl an gleichzietigen Anweisungen zu berücksichtigen. Dies hat neben einer geringen Aufmerksamkeitsspanne insbesondere mit der begrenzten Kapazität des Arbeitsgedächtnis zu tun. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen, solltest du nicht zu viele Informationen zur gleichen Zeit liefern. Dies liegt daran, dass vor allem beim Erlernen von neuen Dingen (kognitiv als auch motorisch) das Arbeitsgedächtnis in größerem Ausmaß beansprucht wird, als das im Alter durch sportbezogene Expertise der Fall ist (Maxwell, Masters & Eves, 2003).

Zusammenfassend lässt sich die Funktion deines Arbeitsgedächtnis wie folgt erklären. Du kannst mithilfe dieser kognitiven Komponente Informationen aufrechterhalten, aber auch direkt verarbeiten. Im Sport ist dies besonders relevant, weil du somit Informationen speichern und verarbeiten kannst, während du deine Aufmerksamkeit auf bestimmte Reize lenkst.

Im Training sollen die Anforderungen an das Arbeitsgedächtnis immer wieder hinterfragt und entsprechend integriert werden, um dessen Kapazität auch unter körperlicher Belastung zu maximieren. Bereits einfache zusätzliche kognitive Reize dienen sowohl im Individualtraining als auch im Mannschaftstraining als Werkzeug, das Arbeitsgedächtnis bewusst zu beanspruchen, was wiederum vollen Fokus auf die jeweilige Situation garantiert. Zudem lässt sich die Optimierung des Arbeitsgedächtnis jederzeit einfach mit dem Training weiterer kognitiven Fähigkeiten, wie etwa Reaktion, Inhibition oder peripherer Wahrnehmung kombinieren.

Maxwell, J.P., Masters, R. S. & Eves, F. F. (2003). The role of working memory in motor learning and performance. Consciousness and Cognition, 12, 376-402.