Kognition im Volleyball

Um auf die Wichtigkeit von Kognition im Volleyball aufmerksam zu machen, liefern wir einfach verständliche und praxisnahe Beispiele. Insbesondere in Spielsportarten durchlaufen Sportlerinnen und Sportler Entscheidungsprozesse, die visuelle Wahrnehmung und kognitive Fähigkeiten bedingen. In diesem Beitrag zerlegen wir volleyballspezifische Situationen nach visuell-kognitiven Anforderungen und hinterfragen isoliertes Training der Wahrnehmung anhand einer Studie.

Welche Rolle spielen visuelle und kognitive Fähigkeiten im Volleyball?

Du bist für Block oder Abwehr verantwortlich. Nach der gegnerischen Annahme behältst du besonders die Zuspielenden im Blick, ohne dabei den Fokus auf deine eigenen Bewegungsmuster zu verlieren. Durch deine gesteigerte Wahrnehmung nimmst du Informationen auf, die es dir erlauben, den potenziellen Angriff bestmöglich vorherzusehen. Aufgrund deiner visuellen Aufmerksamkeitsleistung kannst du dich früh für den optimalen Ort der Abwehr entscheiden und die geplante motorische Handlung erfolgreich umsetzen.

In der Vorbereitungsphase auf die Block- oder Abwehraktion sollte mit möglichst ruhigem Kopf agiert werden. Es gilt Blicksprünge sowie Augenfolgebewegungen bis zum Angriff zu vermeiden. Daher ist es im Volleyball besonders erforderlich, relevante Reize mithilfe deiner peripheren Wahrnehmung zu detektieren. Wenn diese zu spät oder gar nicht erkannt werden, tritt auch die motorische Antwort später ein, was wiederum die Abwehrchance reduziert.

Kann ich mich im Bereich der Kognition im Volleyball verbessern?

Zwar wird der kognitiven Leistungsfähigkeit im Volleyball Bedeutung zugeschrieben, dennoch wird diese oftmals vorausgesetzt und behauptet, dass sie sich kaum isolierbar verbessern lässt. Werden kognitive Anforderungen nebenbei in das Balltraining integriert, geraten sie aufgrund technischer und konditioneller Komponenten zumeist in den Hintergrund. Zentgraf, Heppe und Fleddermann [1] untersuchten, ob und in welcher Form sich sportspielbezogen relevante perzeptuell-kognitive Leistungen in geteilten Aufmerksamkeitsaufgaben durch Aufmerksamkeitstraining verändern lassen.

Ergänzend zum off-court Aufmerksamkeitstraining und um den Transfer der erwünschten geteilten Aufmerksamkeitsleistung in eine konkrete volleyballspezifische Spielsituation zu schaffen, wurde zusätzlich ein ballbezogenes Transfertraining in das übliche Balltraining integriert absolviert.

Im Fokus standen Anforderungen an das Wahrnehmen von Objekten und Trainierenden in spieltypischen Situationen im peripheren Gesichtsfeld, das Detektieren von Bewegungen des Gegenübers und die situationsangepasste Kopplung mit block-/abwehrspezifischen Bewegungen.

Die Ergebnisse der achtwöchigen Intervention zeigen, dass sich perzeptuell-kognitive Leistungen in geteilten Aufmerksamkeitsleistungen steigern lassen und dadurch kognitive-motorische Leistungseinbußen in Spielsituationen minimiert werden können.

Warum du visuelle und kognitive Reize in deinem Training setzen sollst.

Anhand des erwähnten Beispiels wird auf die Relevanz von wahrnehmungs- und aufmerksamkeitsorientierten Prozessen hingewiesen. Weitere Beispiele ließen sich auch genauso in offensiven Phasen des Spiels erläutern. Wie anhand der Studie zu erkennen, reduziert ein gezieltes kognitives Training Leistungseinbußen in Spielsituationen. Ob Angriffs- oder Abwehraktion, schlussendlich geht es immer darum, Informationen möglichst schnell aufzunehmen, um eintretende Handlungen vorwegzunehmen und adäquate Entscheidungen in den stets unterschiedlichen Spielsituationen zu treffen.

[1] Fleddermann, M., Zentgraf, K., & Wolf, C.. (2018). Training der geteilten Aufmerksamkeit im (Beach)- Volleyball: Durch perzeptuell-kognitive Expertise zum Erfolg. BISp-Jahrbuch : Forschungsförderung …, 2017/2018, pp. S. 77-82.