Inhibition

In vielen Sportarten ist es erforderlich, in unvorhergesehenen Situationen eine bereits getroffene Entscheidung zu verwerfen und diese für eine bessere Lösung durch eine andere Handlung zu ersetzen. Das Blockieren bestimmter Verhaltensweisen sollte aktiv in die Trainingsplanung miteinfließen, um die Kontrolle impulsiver Reaktionen auch im Wettkampf zu gewährleisten.

Was bedeutet Inhibition?

Deine Inhibitionsfähigkeit dient dazu, automatische Reaktionen zu kontrollieren oder zu hemmen. Diese kognitive Fähigkeit bildet somit eine Grundvoraussetzung für das Planen, Antizipieren und Ausführen deiner motorischen Handlung. Unerwünschte Verhaltensweisen und nicht zielführende Reaktionen werden durch die Inhibition gestoppt, und durch passende Handlungsmuster ersetzt.

Wie äußert sich Inhibitionsfähigkeit im Sport?

Unabhängig von der Sportart ist es von Vorteil, auf unvorhergesehene Situationen maximal schnell zu reagieren, und gegebenenfalls Verhaltensmuster adäquat zu korrigieren. Im Fußball beispielsweise ist es erforderlich, Situationen wahrzunehmen und Lösungsmöglichkeiten ständig neu zu bewerten. Du stoppst die motorische Ausführung deines ursprünglich geplanten Zuspiels aufgrund der Bewegung deiner Mit- oder Gegenspieler, und ersetzt diese schnellstmöglich mit einem Dribbling durch eine neue Aktion.

Eine mangelhaft ausgebildete Inhibitionsfähigkeit äußert sich zudem im Bereich der Aufmerksamkeit. Du lässt dich vermehrt ablenken und hast Probleme, deine Konzentration aufrechtzuerhalten. Die inhibitorische Kontrolle beeinflusst deine sportliche Leistungsfähigkeit auf emotionaler Ebene. Wenn du hier Defizite hast, gelingt es dir nicht, negative Gedanken zu kontrollieren oder wenn es die Situation erfordert, im Wettkampf „abzuschalten“. Beispiele aus der Praxis wären hierfür, dass du dich nicht von Finten oder irrelevanten Umweltreizen, wie etwa Geräusche aus dem Publikum, in die Irre führen lässt.

Kann ich meine Inhibition messen?

Wir können deine Inhibitionsfähigkeit mit unserem digitalen Testverfahren erfassen. Hierfür konfrontieren wir dich mit dem klassischen Stroop-Test. Der Stroop-Interferenz Effekt bezieht sich auf folgendes Prinzip: Die Verarbeitung und die Analyse eines Reizes, sowie dessen Reaktion darauf benötigt Aufmerksamkeit. Ein gleichzeitig dargebotener Reiz (Ablenkreiz) erfordert ebenfalls Aufmerksamkeit und verzögert daher deine Informationsverarbeitung, was sich wiederum in verlängerter Reaktionszeit äußert. Die Differenz deiner Reaktionszeiten auf Reize mit und ohne widersprüchlichen Informationen gibt Aufschluss über deine Interferenzneigung und macht somit deine Inhibitionsfähigkeit messbar.

Wie kann ich meine Inhibitionsfähigkeit trainieren?

Die Fähigkeit, sich der Umgebung anzupassen und sich durch Ablenkungen nicht irritieren zu lassen, sowie getroffene Entscheidungen abzubrechen, lässt sich durch kognitives Training gezielt steigern. Ein adäquates Mittel zum Training der Inhibitionsfähigkeit stellt das Prinzip der Interferenz dar. Die Interferenzneigung bezieht sich auf deine Ablenkbarkeit und gibt Aufschluss darüber, inwieweit es dir gelingt, dich unter Stressbedingungen auf das „Wesentliche“ zu konzentrieren.

Hierfür kannst du im Training bewusst nicht übereinstimmende (inkongruente) Reize, welche die Verarbeitung deutlich erschweren, setzen. Durch die Interferenz von relevanten und irrelevanten Reizen wirst du dazu gedrängt, die sich widersprechenden Informationen zu filtern. Du darfst den präsentierten Störreizen keine Beachtung schenken, sollst aber gleichzeitig die Verarbeitungsgeschwindigkeit relevanter Reize dennoch hochhalten. Du kannst mit üblichen Trainingsmaterialien, technischen Hilfsmitteln und Apps verschiedene Reizmodalitäten wählen, die dich in der Verarbeitungsgeschwindigkeit fordern. Das Ziel sollte immer darin bestehen, schnellstmöglich in Form einer sportartspezifischen motorischen Handlung zu reagieren.

Das erzwungene Umdenken verhilft dir dazu, automatische Reaktionen zu kontrollieren oder zu hemmen, um dich auf die eigentliche Aufgabenstellung zu konzentrieren und im Wettkampf dadurch stressresistenter zu werden. Insbesondere im Koordinationstraining solltest du bewusst bewegungshemmende Reize setzen und auf Variationen achten.

Sei dir dabei immer bewusst, dass mit dieser Form von Reizen Fehler und eine verlangsamte, teilweise unsaubere Bewegungsausführung einhergehen. Genau dies ist im Training der Inhibitionsfähigkeit erwünscht und führt zu Anpassungen und in weiterer Folge zu positiven Effekten im Wettkampf.

Zusammengefasst lässt sich somit festhalten, dass die Inhibitionsfähigkeit wesentlicher Bestandteil des Entscheidungsprozesses ist. Diese Fähigkeit lässt sich sowohl isoliert als auch sportartspezifisch trainieren, was positive Auswirkungen im Bereich der Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Reaktion nach sich zieht und schlussendlich die Verarbeitungsgeschwindigkeit im Wettkampf beschleunigt.