Deine Aufmerksamkeit verhilft dir im Allgemeinen dazu, einer Aufgabe stetig nachzugehen, ohne dass du dich ablenken lässt. Es ist also wichtig, einzelne Reize oder deren Aspekte auszuwählen und zu bevorzugen, während du andere als weniger relevant einstufst. Würdest du allen Reizen die gleiche Priorität zuordnen, wäre ein zielorientiertes Handlen im Sport unwahrscheinlich.
Welchen Einfluss hat Aufmerksamkeit auf meine sportliche Leistungsfähigkeit?
Die Kapazität deiner Aufmerksamkeit ist begrenzt. Deshalb musst du deine Aufmerksamkeit lenken (Aufmerksamkeitsorientierung) und weniger relevante Informationen aus deiner Umwelt bewusst ausblenden oder abschwächen. Aufmerksamkeit lässt sich in verschiedene Aspekte aufteilen. Im Sport und somit für dich besonders relevant sind jene der geteilten, fokussierten und selektiven Aufmerksamkeit.
Warum habe ich meine Mitspielerin nicht erkannt?
Die geteilte Aufmerksamkeit ermöglicht es dir, zwei unterschiedliche Reize simultan wahrzunehmen. Verschiedene Informationsquellen werden verarbeitet, während mehrere Aufgaben gleichzeitig durchgeführt werden. Beispielsweise musst du einen Ball behaupten, während du dein Umfeld nach Zuspielmöglichkeiten durchsuchst. Wird die Aufmerksamkeit geteilt, vermindert sich deren Effizienz und führt nicht immer zum erwünschten Ergebnis. Oftmals erkennst du dein freistehendes Teammitglied nicht und spielst es nicht an, obwohl es sich offensichtlich in deinem Blickfeld befinden würde. In diesem Fall hast du deine Aufmerksamkeit auf einen anderen Bereich gerichtet. Man spricht hierbei vom Phänomen der „Inattentional Blidness“.
Den eigenen Fokus steuern.
Die fokussierte Aufmerksamkeit erlaubt es dir, die Aufmerksamkeit über einen bestimmten Zeitraum auf einen spezifischen Zielreiz zu lenken. Dies geht mit dem Begriff der Konzentration einher und ermöglich eine schnelle Erkennung von Reizen. Ist die fokussierte Aufmerksamkeit langfristig gefragt, spricht man von Daueraufmerksamkeit. Du musst beispielsweise Bälle über deren gesamte Flugbahn fixieren, um sie anschließend bestmöglich einschätzen und verarbeiten zu können. Umweltfaktoren (z.B. Ablenkung durch Zuschauer) und persönliche Faktoren (z.B. Motivation) bestimmen, wie gut es dir gelingt, die Aufmerksamkeit auf einen einzigen Reiz zu lenken.
„Lass dich nicht ablenken“. Eine schlecht formulierte Anweisung von Coaches.
Von der selektiven Aufmerksamkeit spricht man, wenn du dich auf einen spezifischen Reiz oder eine bestimmte Tätigkeit trotz Anwesenheit anderer ablenkender Reize konzentrieren musst. Oft ist es erforderlich, zu einem Zeitpunkt zwischen konkurrierenden Reizen auszuwählen. Aufgrund der selektiven Aufmerksamkeit ist es also auch möglich, Störfaktoren auszublenden. Beispielsweise solltest du beim Freiwurf im Basketball sowohl akustische Ablenkungen als auch visuelle Gesten der Zuschauer hinter dem Korb ignorieren, um dich ausschließlich auf deine Wurftechnik zu konzentrieren. Anweisungen hinsichtlich des Aufmerksamkeitsfokus können Entscheidungen vor allem negativ beeinflussen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Aufmerksamkeit nicht isoliert als eine einzige kognitive Fähigkeit anzusehen ist und im Training im Rahmen der gesamten Informationsverarbeitung eine wesentliche Rolle spielt.